Leistner: "Ich kann das auf meine Kappe nehmen"

Die Aufholjagd in der Liga ist unterbrochen, weil die Aufholjagd in Bochum unvollendet blieb: Hertha BSC schlug sich bei der 2:3-Niederlage praktisch selbst.
Voll gefordert und nicht immer auf der Höhe: Herthas Abwehrchef Toni Leistner (hier gegen Philipp Hofmann) hatte an allen drei Gegentoren in Bochum eine Aktie. IMAGO/Revierfoto
Mit Cuts am Auge kennt er sich aus. "Letzte Woche", sagte Toni Leistner, "hatte ich auch schon einen".
Was ihm aber mehr wehtat als die Blessur, war die 2:3-Niederlage am Samstagabend im Vonovia-Ruhrstadion gegen den VfL Bochum. "Natürlich hätten wir gern den dritten Sieg in Folge mitgenommen", erklärte Herthas Abwehrchef bei Sky. Aber: "Wenn du ein 0:3 aufholen musst, ist es extrem schwierig."
Leitl: "Die Tore sprechen für sich"Den zwischenzeitlichen Drei-Tore-Rückstand hatten sich die Berliner bei aller Bochumer Leidenschaft in großen Teilen selbst zuzuschreiben. "Die Tore sprechen für sich", resümierte Trainer Stefan Leitl. "Wir haben sehr viel dafür getan, dass Bochum drei Tore geschossen hat." Hertha stand bei allen drei VfL-Treffern Pate.
"Wir haben uns selber geschlagen heute", bemerkte Leistner treffend und gab sich selbstkritisch: "Ich kann das heute schon auf meine Kappe nehmen. Beim 0:1 muss ich das Kopfballduell gewinnen, beim 0:2 setz‘ ich mich zu früh auf den Arsch. Beim 0:3 war die Abstimmung zwischen mir und Tjark nicht so gut. Klar kann der Torhüter da rauskommen, aber das ist mein Ding. Den muss ich wegschlagen."
Erst das frühe Eigentor von Michal Karbownik (13.), der den verletzten Deyovaisio Zeefuik links in der Viererkette vertreten hatte, dann das 0:2 durch Francis Onyeka mit dem Ballverlust von Fabian Reese als Ausgangspunkt, schließlich das 0:3 - erneut durch Onyeka -, als Leistner im Duell mit Philipp Hofmann auf Hertha-Keeper Tjark Ernst gewartet hatte statt final zu klären . Das war in Summe eine zu große Hypothek für die letzte halbe Stunde, auch wenn die Berliner durch den Kopfball von Linus Gechter (89.) am späten Ausgleich schnupperten.
"Mit Ball war das alles okay""Man hat die Energie gespürt, dass wir nicht aufgeben", sagte Kapitän Reese, der nach seinem Wechsel nach 57 Minuten auf den rechten Flügel mehr Wirkung entfaltet sowie das Tor von Joker Luca Schuler vorbereitet (72.) und selbst nach einem an ihm verwirkten Elfmeter zum Anschluss getroffen hatte (80.).
Leitl attestierte seiner Mannschaft "ein gutes Auswärtsspiel" und mochte ihr "keinen Vorwurf machen", außer diesen einen: "Mit Ball war das alles okay, gegen den Ball war es leider nicht gut. Da haben wir den einen oder anderen Fehler zu viel gemacht." Mit einer schmerzhaften Konsequenz: Nach drei Zu-Null-Auswärtsspielen in Serie und drei Siegen in den vorhergehenden vier Zweitliga-Spielen bremst das 2:3 von Bochum Berlins gerade begonnene Aufholjagd.
"Die anderen ziehen natürlich weg"Die gezeigte Moral, der spielerisch ansprechende Auftritt, die gelungenen Comebacks von Paul Seguin, der im Mittelfeld für Michael Cuisance (Oberschenkelprobleme) gestartet war, und Diego Demme, außerdem Reeses erstes Saisontor - all diese positiven Aspekte verblassten angesichts des Endstands. "Die anderen Mannschaften ziehen natürlich weg", erklärte Leistner. "Das ist ein Dämpfer. Das Gute ist: Es gibt Woche für Woche immer neue Spiele." Am kommenden Samstagabend (erneut 20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) empfängt Hertha Fortuna Düsseldorf. Will der Hauptstadtklub nicht noch weiter ins Hintertreffen geraten, ist ein Sieg Pflicht - und eine konzentriertere Abwehrleistung die Voraussetzung.
kicker